Wenn der Jugendanwalt das Betäubungsmittel liefert

Seit mehreren Jahren erarbeitet Zürich mit den Städten Basel, Bern und Genf ein Projekt, um Cannabis legal abzugeben. Die Limmatstadt will auch Jugendliche in ihren Versuch einbeziehen.

Johanna Wedl
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Hanfpflanzen auf einem Balkon in Zürich: Verschiedene Schweizer Städte, darunter auch Zürich, wollen den illegalen Cannabis-Konsum eindämmen. (Bild: Alessandro Della Bella / Keystone)

Hanfpflanzen auf einem Balkon in Zürich: Verschiedene Schweizer Städte, darunter auch Zürich, wollen den illegalen Cannabis-Konsum eindämmen. (Bild: Alessandro Della Bella / Keystone)

Wie gelingt es, den Konsum von Cannabis zu verringern? Darüber zerbrechen sich einige Schweizer Grossstädte schon seit Jahren den Kopf. In einer Arbeitsgruppe tauschen Basel, Bern, Genf und Zürich Ideen aus. Die Stadt Bern will die Drogen in Apotheken verkaufen, das Basler Projekt richtet sich an Personen, die Cannabis aus medizinischen Gründen benötigen, und in Genf soll es Klubs geben, in denen der Konsum erlaubt ist.

Pilotversuch zur Prävention

Weniger weit ist man in Zürich. «Bis im Sommer werden wir die Details unseres Pilotprojektes ausarbeiten», sagt Nicole Disler, Sprecherin des Gesundheits- und Umweltdepartementes am Mittwoch zu einem entsprechenden Bericht im «Tages-Anzeiger». Vorgesehen sei, dass man die Droge nicht nur an Erwachsene abgeben möchte, sondern auch Jugendliche zwischen 16 und 18 Jahren einbinden will.

Im Fokus hat die Stadt unter anderen Jugendliche, die straffällig geworden sind, oder solche, die psychische Probleme haben, und die regelmässig Cannabis konsumieren. Es sei nicht das Ziel, den Konsum zu fördern, sondern Schaden zu minimieren. Mit dem Pilotversuch habe man eine Möglichkeit zur Begleitung und Prävention. Konkret sei denkbar, dass dort, wo die Jugendlichen auffielen, Kontakt hergestellt werde – zum Beispiel in der Schule oder über die Jugendanwaltschaft.

Gemeinderat wird wohl mitreden

Ob es in Zürich wie in Genf Cannabisklubs geben soll, ist laut Disler noch offen. Die Idee war in der Vergangenheit diskutiert worden, gegenwärtig sei man aber eher davon abgerückt.

Wie hoch die Kosten für das Pilotprojekt sind und wo das Cannabis beschafft wird, ist noch offen, wie Disler weiter sagte. Denkbar sei auch, dass ein ausgearbeitetes Pilotprojekt dem Stadtzürcher Gemeinderat vorgelegt würde – etwa es aus Kostengründen.